Sprachentwicklung
Meilensteine der Sprach- und Sprechentwicklung.
Eckdaten kindlicher Sprachentwicklung bei einsprachig aufwachsenden Kindern:
Damit Eltern sich selbst ein Bild machen können, haben wir Ihnen einige Eckdaten der kindlichen Sprachentwicklung aufgeführt. Diese Informationen stammen aus der Broschüre des dbl (Deutscher Bundesverband für Logopädie).
Die kindliche Sprachentwicklung von der U3 bis zur U9 sind für den Bundesverband der Kinderärzte (bvkj) erstellt worden.
In den ersten sechs bis sieben Wochen (U3) ist das reflexhafte Schreien vorherrschend z.B. bei Hunger, Schmerz, etc. Es lässt sich überprüfen, ob der Säugling schreckhafte Reaktionen auf laute Geräusche zeigt.
Ab circa drei Monaten (U4) beginnt der Säugling mit seinen Sprechorganen zu experimentieren, in der Regel als Ausdruck von Wohlbefinden. Dabei erzeugt er verschiedene Geräusche wie Quietschen, Brummen und Gurrlaute. Mit drei Monaten sucht der Säugling aktiv nach einer Schallquelle. Mit vier Monaten dreht er den Kopf aktiv einer Schallquelle zu.
Ab circa sechs Monaten (U5) beginnt das Silbenplappern (kanonisches Lallen). Das Kind benutzt Laute, wie „baba“ oder „dada“ und die Laute werden nun zunehmend an die Muttersprache angepasst.
Gehörlose Kinder produzieren keine Lallsequenzen, daher wird eine Gehörüberprüfung notwendig, wenn die Lautproduktionen mit einem halben Jahr stagnieren.
Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung im Vorschulalter sind bereits ab sechs Monaten auffällig, weil sie deutlich weniger Lautverbindungen und weniger unterschiedliche Konsonanten benutzen.
Mit der (U6), 10.-12. Lebensmonat, reagiert das Kind auf seinen Namen, indem es sich zum Sprecher wendet und kommt, wenn es mit „komm her“ dazu aufgefordert wird.
Es kann Gesten nachahmen (winke-winke) und zeigt auf den Gegenstand, den es haben möchte. Es schüttelt den Kopf, wenn es etwas nicht will und nickt, wenn es einverstanden ist.
Die Sprachproduktion ermöglicht ihm variables Lallen mit mehrsilbigen Lautketten (wie z.B. „maba“). Der Lautbestand ist an die Muttersprache angepasst. Spricht erste Wörter: „Mama“, „Nein“, „Wauwau“ oder versucht Wörter wie „dada“, „baba“ und ahmt Geräusche nach.
Es treten Vereinfachungsprozesse auf: Silbenverdopplungen (Ball = „Baba“), unbetonte Silben werden ausgelassen (Banane = „Nane“), finale oder andere Konsonanten werden ausgelassen (Löffel = „Löffe“) oder (Brot = „Bot“). Es gibt Lautersetzungen (Schuh = „tu“).
Bei der (U7), 21.-24. Lebensmonat, umfasst der passive Wortschatz ca. 200 Wörter. Aufforderungen, wie "zeig mir den Stuhl" oder "hole den Ball" werden verstanden. Das Kind produziert vordere Laute (Plosive) und Nasale, also „m, b, p, d, t, n“ sowie „l“ und einige Frikative, wie „f, w“ und hintere Laute „g, k“. Wenn dann das „s“ fehlgebildet wird, ist dies noch altersgemäß.
Mit 18 Monaten spricht das Kind im Normalfall 50-200 Wörter, z.B. Substantive: Körperteile, Spielsachen, Funktionswörter, wie „da“, „mehr“ und „auch“.
Es benutzt auch erste Verben: „aufmachen“. Diese Phase nennt man Wortschatzexplosion, daher ist auffällig, wenn kaum neue Wörter dazukommen und der Wortschatz stagniert. Es kann nun Zweiwortäußerungen sagen, z.B. „Ball haben“, „Puppe schlafen“. Es benutzt Negationen wie „nicht haben“ und kommt in das erste Fragealter: „Is das?“.
In der (U7 1/2), 32-36. Lebensmonat, versteht Ihr Kind Zweifachaufträge, wie „Lege den Löffel in die Tasse“ und kann Grundfarben zuordnen. Es versteht einfache Präpositionen wie „auf“ und „unter“, spricht alle Laute korrekt, bis auf die Zischlaute "s, sch, ch". Erste Konsonantenverbindungen „bl“, „fl“, alterstypische Vereinfachungsprozesse (Schuh = „su“), (ich = „is“), Lautangleichungen (Treppe = „Kreppe“), (drei = „grei“), Sigmatismus (Lispeln).
Achtung: mit 3,5 Jahren sind Probleme bei „t,d,n“ und häufige Lautersetzungen am Wortanfang durch „h“ nicht mehr altersgerecht.
Wortschatz: spricht mit 30 Monaten ca 450 Wörter: Verben, Adjektive, Adverbien, Artikel und erste Präpositionen, z.B. „in“, „unter“, Personalpronomen: „mein“, „dein“, benennt Grundfarben.
Grammatik: Korrekte Verbzweitstellung: „Lisa trinkt Wasser“. Verbindung: (st = du bist). Einfache Nebensatzkonstruktionen wie: „weil es heiß ist, essen wir Eis“. 2. Fragealter: Wer? Was? Wo? Warum?
Mit 43-48 Lebensmonaten (U8) versteht Ihr Kind Mehrfachaufträge z.B.: „nimm den blauen Stein und lege ihn auf den Tisch“, kann Farben zuordnen versteht Präpositionen, spricht mit vier Jahren alle Laute korrekt, bis auf „s“ und „sch“.
Achtung: Mit vier Jahren sind Probleme bei „w“, „f“, „ch“, „k“, „g“ nicht mehr altersgerecht. Das gilt auch für fehlende Konsonantenverbindungen (Blume = „Bume“).
Wortschatz: Benennt Farben korrekt und nennt Präpositionen „neben“, „vor“.
Grammatik: Verbzweit-/ endstellung in Nebensätzen korrekt: „ich gehe ins Bett, weil ich müde bin“.
Korrekte reguläre Verbflexion: „ich mache, du machst“. Vergangenheits- und Zukunftsform: „ich war heute im Kindergarten“. Es singt Lieder und spricht Verse.
(U9), 58 - 64.Lebensmonat: Ihr Kind befolgt 3-fache Aufträge in korrekter Reihenfolge, z.B. „nimm das kleine Pferd und stelle es hinter das große Haus“.
Sprachproduktion: Spricht alle Laute, bis auf den „s“-Laut korrekt.
Wortschatz: es verwendet Oberbegriffe, z.B. Fahrzeuge, Möbel. Benutzt abstrakte Begriffe: „Glück“, zählt bis zehn.
Grammatik: es verwendet korrekte Pluralformen, zeigt noch Unsicherheit bei verneinten, Frage- und Passivsätzen. Erzählt kleine Geschichten nach.